Michael Dostthaler, 1. Vorstand IVBFF

Die Zukunft kommt -
mit welchen Themen müssen wir rechnen?

Unser erster Vorsitzender, Herr Michael Dostthaler, begrüßte in seiner Rede die überaus zahlreich erschienenen Mitglieder. Ein besonderer Gruß galt den Referenten, Pressevertretern und Förderern der Vereinigung.

 

Der Pferdefleischskandal habe die Republik nicht erschüttert, aber verwundert. „750 Tonnen, das sind doch ein paar Paletten, das sind doch ein paar LKW Ladungen und keiner hat was mitbekommen. Wir sind wieder schön im negativen Sinne vereinigt, die Fleischbranche, die Biobranche und die Futtermittelindustrie, mit der Landwirtschaft, die natürlich wie immer unschuldig ist."

Bei der Jahrestagung befassen sich die Mitglieder in diesem Jahr mit der Frage „Die Zukunft kommt - mit welchen Themen müssen wir rechnen?" Zu den die Branche bewegenden Themen Nachhaltigkeit, Preisdruck oder Fachkräftemangel fügten sich seit Anfang des Jahres die Schlagworte Täuschung, Skrupellosigkeit und mangelhafte Kontrollsysteme hinzu. Diese Themen müssen laut Dostthaler im Zusammenhang betrachtet und bewertet werden.

 

Selbst das Lebensmittelgesetzbuch habe die Verbraucher nicht vor nicht deklarierten Pferdefleisch bewahrt. Ob die im Zuge des Skandals durchgeführte Gesetzeserweiterung den Verbraucher besser schützen, hält er für ebenso fragwürdig wie Veröffentlichungen im Internet. Immerhin gibt es für den Staat wieder ein verfassungsrechtliches Informationsrecht noch eine Informationspflicht. Wie für jede Straftat sollten als Erstes Verhältnismäßigkeit und Unschuldsvermutung ins Feld geführt werden. Das Lebensmittelrecht an sich sei und bleibe in den verschiedenen Ländern oder Landkreisen ohnehin Auslegungssache. Die Bekämpfung von Hygienemängeln in Fleischbetrieben sei zwar eine öffentliche Aufgabe, Dostthaler hinterfragte aber, ob die anonymen Informationsquellen der Behörden tatsächlich vertraulich bleiben müssten. Solche Denunziationen erinnerten ihn an dunkle DDR Zeiten.

 

Zum Thema der Regionalität erläuterte Dostthaler: „Eine regionale Lebensmittelversorgung ist kein Thema, sondern nur ein Wunschdenken der Verbraucher und im wahrsten Sinne des Wortes, ist es Verbrauchertäuschung." Fleischkonsum muss heute Global, d.h. weltweit betrachtet werden. Es hängt alles miteinander zusammen. Der Lebensmittelkonsum mit der Energie, die Energie wiederum mit dem Preis. Stimmt der Preis nicht, fehlen die Erträge und somit die Wirtschaftskraft, um wirklich nachhaltig produzieren zu können. Ohne Nachhaltigkeit kann es auch kein „so genanntes" Tierwohl geben.

 

Und den Pferdefleischskandal habe er kommen sehen. Bei diesem Pferdefleischskandal gibt es vier Schuldige: 

  • Die Firmen, die diese Produkte in den Verkehr gebracht haben. In der Öffentlichkeit heißt es ja, die Fleischbranche hat sich damit eine goldene Nase verdient. Jeder von uns geht doch davon aus, dass Lebensmittelfirmen, denen es wirtschaftlich gut geht, keine Waren in den Verkehr bringen, die nicht in Ordnung sind, sondern dass dies in erster Linie Firmen sind, denen das Wasser wirtschaftlich bis zum Halse steht.

 

  • Die Lebensmittelbehörden: Das größte Defizit ist und bleibt, dass Behörden in Deutschland und Europa noch so arbeiten wie im 18.Jahrhundert, als es noch die Kleinstaaterei gab und an eine europäische Wirtschaftsunion noch keiner gedacht hat. Jeder von der Landkreisbehörde, über die Länder und dem Bund sowie der EU kocht sein eigenes Süppchen, und das wird noch unter dem Blickwinkel der Regionalität gefördert.

 

  • Das Kartellamt: Sie prüfen wann wer mit wem von den Produzenten Kontakt hat. Sie prüfen aber nicht die Zusammenhänge  der Preisfindung durch die Discounter und Handelskonzerne! Und sie schützen den Verbraucher nicht vor Produkten, die für das Geld - wie sie im Discount oder Einzelhandel feil geboten werden - bei Einhaltung der gesetzlichen Vorschriften, so nicht produziert werden können.

  • Unsere geschätzten Food-Einkäufer der Discounter und Handelsketten: Sie sind keine Fachleute, die mit Produktkenntnis einkaufen und so unter Druck und Erfolgszwang, dass nur noch der Preis zählen darf.

 

Die Zeit wird zeigen, wie sich die Märkte mit diesen Rahmbedingungen weiter entwickeln. Die Themen in der Fleischbranche werden sicherlich in den nächsten Jahren nicht ausgehen.

 

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